02.03.2010 - Erste Baustellenbegehung


Heute ist es soweit. Der Freundeskreis ist von der städtischen Besitzgesellschaft des Deutschen Theaters zu einem Rundgang auf der Baustelle geladen. Herr Stangner, Herr Flammensbeck und ich treffen uns um 10 Uhr direkt vor dem Theater. Diese Gelegenheit haben sich offensichtlich auch weitere Interessierte nicht entgehen lassen. Einige Vertreter der Stadt (des Kommunalreferates) verstärken unsere Runde. Als Vertreter der Besitzgesellschaft begrüßt uns Herr Gebhart und erläutert zunächst den Bautenstand. So wurde unter anderem seit Beginn der Arbeiten Mitte 2008 eine umfangreiche Asbestsanierung durchgeführt. Sämtliche technische Einrichtungen des Theaters - mit Ausnahme der Unterbühne - wurden entfernt. Selbstverständlich wurden alle beweglichen und fest eingebauten Einrichtungsgegenstände ausgebaut und teilweise eingelagert.

Das Gebäude Schwanthaler Straße 23, welches ebenfalls zum Umgriff gehört, wurde komplett abgerissen. Nicht nur für die bessere Baustellenabwicklung sondern auch für die dauerhaft bessere Erschließung wird dort eine Zufahrt zum Theaterhof angelegt. Durch statische Ertüchtigungen im Hof kann der Lieferverkehr mit bis zu 40 Tonnen Gewicht später über diese Zufahrt das Theater beliefern und ohne aufwendige Kehrtwende durch den bekannten Theaterbogen zur Schwanthaler Straße das Grundstück wieder verlassen. Die Zufahrt wird in das später neu zu errichtende Gebäude Schwanthaler Straße 23 integriert werden.

Der bekannte Restaurant-Anbau, der sich direkt nach dem Torbogen links befand, wurde bereits abgerissen. Nachdem er nicht denkmalgeschützt ist, soll dieser zu Gunsten eines großzügigeren Hofs entfallen. Der Frauenbrunnen soll auch weiterhin die Fassade des Theaterbaus zieren und ist deshalb mit einer Holverschalung geschützt. Im Rahmen der Kellerabgrabung muss der Brunnen zur Sicherung freischwebend an die Fassade angehängt werden.




Wir betreten zunächst das Foyer des Theaters. Hier herrscht gähnende Leere. Die Räume sind komplett auf den Rohbau reduziert. Herr Gebhart erläutert, dass es später nur noch eine Garderobe geben wird, die auf Grund mordernster Technik den Bedarf aller Besucher ohne große Wartezeiten bedienen kann. Auch die jetzt noch vorhandenen Rundwände, die früher das Foyer vom Barbereich trennten, sollen noch rückgebaut werden. So mancher wird die ein oder andere Träne verlieren, weil der beliebte Weißwurstkeller künftig seinen Platz für die haustechnischen Anlagen räumt. Eine kleine Entschädigung bietet da die geplante Kellerbar-Lounge, die in sehr viel kleinerem Umfang Gelegenheit gibt, sich im Rahmen einer Theater-/Ballabend im kleinen Kreis zurückzuziehen. Auch ein behindertengerechter Aufzug wird im Foyer das EG mit dem Unter- und Obergeschoss verbinden.

Absolut beeindruckt sind wir vom leer geräumten Theatersaal. Bevor hier wieder Künstlerflair einzieht werden umfangreiche Arbeiten durchzuführen sein. So wird die gesamte Dachstuhlkonstruktion erneuert und im wahrsten Sinne des Wortes auf neue Beine gestellt. Die sogenannten Zwillingsstützen werden mit Stahlträgern verstärkt und ausbetoniert. Die neuen Stahlbinder können die Last des Dachstuhldirekt dort einbinden. Dazu werden auch die im erdreich befindlichen Stützenfundamente ertüchtigt. Anschließend wird eine neuen Zwischendecke eingebaut, die den Zuschauerraum auch brandschutztechnisch korrekt vom darüber befindlichen Technikbereich abtrennt. Auch das Lüftungskonzept im Zuschauerraum wird komplett neu konzipiert.

Der Bühnenturm bietet einen ähnlichen Anblick – alles leer. Die vorhandene Bühnentechnik – Züge der Obermaschinerie sowie die Hubpodien der Untermaschinerie – wird bis auf geringfügige Ergänzungen und Neuerungen weiter verwendet werden. Sie ist derzeit bis auf die Hubpodien ausgebaut und eingelagert. Zunächst wurde jedoch ein aussteifendes Gerüst eingebracht, um weitere Rückbauten im dahinter liegenden Requistenhaus zu ermöglichen. Im Keller können wir später einen Blick auf die neuen Fundamente und Anschlussbewehrungen werfen, die aufwendig für die Lastübernahme der Lisenenstützen des Bühnenturms eingebracht wurden. Das Requisitenhaus – direkt hinter dem Bühnenturm - soll auf Grund der alten Bausubstanz (50er Baujahr) und schlechten Tragfähigkeit auch komplett abgerissen und erneuert werden.
Ein Highlight unserer Begehung ist sicherlich der Silbersaal. Diesen gibt es seit Errichtung des Theaters im Jahre 1896. Ab dem Jahr 2003 wurde der Saal aus Sicherheitsgründen von den Verantwortlichen gesperrt. Grund dafür ist die Deckenkonstruktion und die dahinter befindlichen Installationen. Die wunderschöne Verzierung ist Teil einer Gipsdecke. Hinter dieser befindet sich eine weitere Holz- und Betondecke. Zudem verlaufen im Hohlraum Kabeltrassen, die auf Grund der schwierigen Revisionierbarkeit kaum zu kontrollieren sind. Auch die Befestigung der Gipsdecke ist zu prüfen. Die gesamte Konstruktion wird derzeit kontrolliert und soll anschließend auf den Stand der Technik gebracht werden. Im Hinblick auf die künftige Nutzung wird auch der Einbau einer Sprinkleranlage beabsichtigt. Das wunschschöne Deckengemälde wurde vorsichtig abgenommen und am Boden geschützt zwischengelagert. Der prunkvolle Kronleuchter wurde auch entfernt und lagert an sicherer Stelle. Alle Wände des Raumes sollen konserviert werden.

Wer kennt nicht die Tanzschule im Deutschen Theater?! Auch deren Räumlichkeiten werden überarbeitet. Statische Ertüchtigungen stehen derzeit auf dem Plan. Auch weiterhin soll der Tanzsaal und der Gastraum des darunter befindlichen Restaurants stützenfrei bleiben. Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in die Küche des Restaurants. Leider wartet hier keine Baustellenbrotzeit, sondern ein raumfüllendes Gerüst. Der Grund ist wiederum die provisorische Abfangung des Gebäudeteils. Eine Aussenwand der Küche wurde nämlich auf Grund ihres schlechten Zustands komplett zurückgebaut und erneuert.

Schwer beeindruckt bedanken wir uns bei Herrn Gebhart und seinen Kollegen für die tolle Führung und umfangreichen Informationen. Herr Gebhart versichert uns abschließend, dass eine Fertigstellung und Inbetriebnahme bis Frühjahr 2012 aus heutiger Sicht gesichert scheint. Solange können wir uns nach den heutigen Eindrücken kaum gedulden. Gott sei Dank können wir unseren Durst zwischenzeitlich in Fröttmaning stillen.



Thomas Schmid, 1. Vorsitzender der Freunde


(C) 2011 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken